Stark wie das Kribbeln im Bauch

RHEIN-BERG

Starkwie das „Kribbeln imBauch“

PeWerner und Musikerkollegen machten „Unger uns“-Konzert in Alter Kirche zumErlebnis

VON GUIDO WAGNER

HEIDKAMP. Bei „normalen“ Konzerten sind die Musiker auf der Bühne und Fans im Saal, bei den „Unger uns“-Konzerten in der Alten Kirche von Heidkamp sind die Grenzen fließend. So ließ Sänger und Gitarrist Riccardo Doppio keinen Zweifel daran, dass die Künstlerin, die er auf die Bühne holte, für ihn zu den ganz Großen zählt: „Die Grande Dame der deutschsprachigen Musik: PeWerner.“ Dabei war die Sängerin, Kabarettistin und Songwriterin, die immer noch viel zu oft allein mit ihrem Song „Kribbeln im Bauch“ in Verbindung gebracht wird, nicht die einzige, die auf der Bühne Beeindruckendes ablieferte. Auch der seit seinem achten Lebensjahr im Ruhrgebiet lebende gebürtige Sarde Doppio, der frühere „Purple Schulz“-Gitarrist Stephan Scheuss sowie der Multiinstrumentalist Dino Soldo, der sonst mit Leonard Cohen oder Lionel Richie zusammenarbeitet, gaben dem Abend, an dem jeder Künstler seine Lieblingssongs mit einbringen darf, ein besonderes Profil. „Dass ich mal den Sprung von Köln nach Bergisch Gladbach schaffen würde . . .“, begrüßte Pe Werner ihr Publikum augenzwinkernd, um dann auf Doppios    „Cuore di Gitano“ ein emanzipiertes „Ich will mein Geld zurück“ zu erwidern. Ob Beatles-Klassiker „Can’t buy me love“, Elvis Costellos „Peace, Love and Understanding“ oder der von Stephan Scheuss aus eigener Feder „eingeschmuggelte“ Song „Wie wär das?“ – die Musiker spielten sich die Bälle zu und sprühten dabei vor Spielfreude. 

Zusammengebracht hatte die sieben Profimusiker diesmal Bassist Marius Goldhammer. Der sonst als musikalischer Leiter aktive Schlagzeuger Wolf Simon hatte seit seinem Einstieg bei den Höhnern nicht mehr die Zeit dazu gefunden, saß aber natürlich am Abend ebenso hinter seinen Drums, wie Christian Frentzen die Tasteninstrumente der allein für diesen einen Abend zusammengestellten Band spielte. Immer wieder wechselten sich die sieben Musiker in solistischen Abstechern ab, die dem Konzert immer wieder den Charme einer ausgelassenen Session verliehen und die Zuhörer spüren ließen, hautnah dabei zu sein. Dabei wird bisweilen der gesamte Saal zur Bühne, singt Pe Werner vom Mischpult aus mit oder eilt Tontechniker Pit Lenz mit seiner Blues-Harp vom Mischpult auf die Bühne, um sich dort solistisch mit Dino Soldo zu messen. Das exquisite Konzert-Konzept, das „Unger uns“-Initiator Thomas Mersch mit zahlreichen Unterstützern („Möglichmachern“) seit 2012 immer wieder auf die Heidkamper Bühne bringt, scheint sich auch in der näheren Umgebung herumgesprochen zu haben. Nachdem die Zuschauer für die intimen Konzerte anfangs vor allem von weither angereist waren, finden mittlerweile auch immer mehr Einheimische den Weg in die für „Unger uns“ eindrucksvoll zum Musikclub ausstaffierte Alte Kirche. Diesmal war Mersch besonders entspannt: „Wir sind ausverkauft – vielen Dank“. Unger uns ist angekommen. Natürlich durfte am Samstagabend Werners eigener Lieblingssong „Ride Like The Wind“ ebenso wenig fehlen wie ihr „Kribbeln im Bauch“, das sie als zweite Zugabe servierte:

„So ein Kribbeln im Bauch, das man nie mehr vergisst…“ So wie den in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Abend in Heidkamps Alter Kirche.