Meine Söhne geb ich nicht

Ein wunderbarer Bericht von Guido Wagner in der heutigen Ausgabe der Kölnischen Rundschau und der Bergischen Landeszeitung zu unserem UNGER-UNS Konzert vor Weihnachten »traditionell«.

„Nein,meine Söhne geb’ ich nicht“
Hannes Schöner, Jens Streifling und Freunde mit Appell für den Frieden bei „Ungeruns“-Konzert

VON GUIDO WAGNER
HEIDKAMP.

„Wir haben manchmal das Gefühl, die Welt hat den Verstand verloren“, sagt Hannes Schöner und spricht von den Kriegen an allen Ecken und Enden des Globus. Dabei würden die, die heute noch den Pazifismus hochhielten, häufig nur schräg angesehen. „Wir sehen das anders“, bekennt der Bassist „Wir haben beide jeder drei Söhne“, sagt sein Bandkollege Jens Streifling neben ihm und macht klar: Er will nicht, dass sie eines Tages in den Krieg ziehen. „Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht“, singen die beiden Musiker die pazifistische „Klarstellung“ aus der Feder von Reinhard Mey.

Wolfgang Bosbach im Publikum überrascht

An diesem Abend sind Schöner und Streifling nicht die Höhner-Musiker. Beim „Unger uns“-Konzert in der Alten Kirche von Heidkamp sagen sie einfach, was ihnen persönlich wichtig ist – unter anderem mit Friedensliedern von „Sag mir, wo die Blumen sind“ bis „Blowing in the Wind“. Ein Bekenntnis das manchem im Saal unter die Haut geht. Auch der Gladbacher Bundestagsabgeordnete und Innenausschussvorsitzende Wolfgang Bosbach ist unter den Gästen. „Meine Frau Sabine war letztes Jahr hier und hat gesagt: Da musst du unbedingt mal hin“, sagt er in der Pause.
Schöner und Streifling kommen von der Bühne, sie kennen Bosbach seit Jahren.„Ich hab ja zuerst gedacht, das wäre ,Echte Fründe’ mit Geige“, begrüßt der Politiker die Musiker grinsend. Alle drei lachen. „Nein, man merkt wirklich, dass das Lieder sind, die euch am Herzen liegen“, sagt Bosbach anerkennend. Die Musiker, mit deren Kölner Band er seit drei Jahrzehnten eng verbunden ist und im Karneval oft selbst auf der Bühne stand, haben ihn wirklich noch mal überrascht. Und der Heidkamper Saal erst, oder besser: das, was „Unger uns“-Initiator Thomas Mersch mit seinem Team und vielen „Möglichmachern“ daraus gemacht hat. „Nicht wieder zu erkennen, mit dieser Bühne, den Kandelabern und all dem Licht“, sagt Bosbach. Es sind die leisen Töne unglaublich dichter Texte, mit denen die Musiker auf der Bühne überzeugen. Etwa mit „Leise“ von Stefan Stoppok oder der ergreifenden Innenansicht eines Todkranken aus der Feder von Philipp Poisel „Froh dabei zu sein“. Auch eigene Songs haben Schöner und Streifling mittlerweile außerhalb des Höhner Repertoires geschrieben. Die Geschichte der Migrantin Mirjam gehört dazu. Beim Stones-Klassiker „Sweet Virginia“ holt Streifling Crew-Mitglied Axel Philipp auf die Bühne, ein musikalischer Weggefährte noch aus DDR-Zeiten.

Wie Streifling wenige Monate vor der Wende mit seinem Ausbürgerungsantrag endlich Erfolg hatte, erzählt er vor dem Lied „Als ich fortging“. „Das war für mich damals der Soundtrack für diese Zeit“, erinnert sich der 48-Jährige. Eindrucksvoll reiht sich „Am Fenster“ von der DDR-Band „City“ aus den 70er Jahren ein, dem Lidia Dobrzhynets ein eindringliches Geigen-Solo verleiht.
Zu den großen Musikern, die das Publikum im kleinen Kreis erleben kann, zählen an diesem „Unger uns“-Abend auch Keyboarder Gero Körner, Gitarrist Hermann Heuser, Schlagzeuger Wolf Simon und Matthias Keul an der Lap- Steel-Gitarre, einem Saiteninstrument, das auf dem Schoß gespielt wird – Country Flair pur. Die Begeisterung reißt nicht nur die Zuhörer mit. Gegen Ende überraschen Schöner und Streifling noch einmal, beginnen mit „Ich han die Städte der Welt jesinn…“, um im Refrain statt in „Hey Kölle“ in den Beatles-Klassiker „Hey Jude“ einzufallen. Das Konzert macht zweifellos auch denen auf der Bühne Spaß.

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UNGER UNS: EINE IDEE ZIEHT KREISE

Die „Unger uns“-Idee, große Musiker in besonderen musikalischen Begegnungen in der fast privaten Atmosphäre einer zum Musikclub herausgeputzten Alten Kirche zu erleben, hat längst weiter um sich gegriffen. Eine Reihe von „Möglichmachern“ unterstützt das Projekt von Thomas Mersch und seinem Team. Darunter ist auch das Team von „Anziehbar & Wandelbar“, das Fanartikel vom Schal bis zum Schlüsselanhänger in Handarbeit herstellt und am „Büdchen“ bei „Unger uns“-Konzerten anbietet.

Jeden ersten Samstag im Monat sind die Macherinnen von „Anziehbar & Wandelbar“ von 11 bis 18 Uhr bei „Zimmermann fashion“ in Gladbach (neben der Einfahrt zur Löwen-Parkgarage) als „Kreative Köpfe“ zu Gast – unter anderem, um gemeinsam mit Kunden kreative Ideen zu entwickeln und umzusetzen. (wg)

FOTO-UNTERSCHRIFTEN ZUM ARTIKEL:

Unger uns: (v.l.) Hannes Schöner, Lidia Dobrzhynets, Gitarrist Hermann Heuser, Jens Streifling und Schlagzeuger Wolf Simon. (Foto: Luhr)

Vom ganz anderen Konzert von Jens Streifling (M.) und Hannes Schöner (r.) zeigte sich MdB Wolfgang Bosbach begeistert. (Foto:Wagner)

Songs von der Seele geschrieben

In Leverkusen-Opladen haben wir zusammengesessen und Rundschau und Stadtanzeiger berichten unisono:

RHEIN-BERG
„Songs von der Seele geschrieben“
Jens Streifling und Hannes Schöner geben in GL Einblick in ihre Musikerseele – Gast Arno Steffen

Noch touren sie als „Höhner“
mit deren Weihnachtsprogramm durch die Republik, am 20. Dezember stehen sie mit komplett anderen Musikern auf der Bühne in der Alten Kirche von Heidkamp: Hannes Schöner und Jens Streifling treten zum dritten Mal im Rahmen der deutschlandweit
beachteten Geheimtipp- Konzerte von „UNGER-UNS“- Initiator Thomas Mersch auf. Mit den Musikern sprach Guido Wagner.

Am 20. Dezember treffen andere Menschen die letzten Weihnachtsvorbereitungen, Ihr gebt ein Konzert in Bergisch Gladbach. Noch keine Lust auf Feiertagspause?
Streifling: Wir sind vielleicht ein bisschen bestusst… (lacht)
Schöner: Das ist für uns aber auch eher so etwas wie Ausgleichssport. So wie Fußballer abseits vom Fußballplatz Tennis spielen oder schwimmen gehen, so machen wir außerhalb der „Höhner“-Zeit „Schöner, Streifling & Freunde“. Das ist für uns eine ganz andere Welt, mit anderen Künstlern, das kostet viel Kraft, gibt aber auch viel Kraft zurück.

Das heißt aber, dass Ihr nach dem letzten Weihnachtsprogramm der „Höhner“ am 14. Dezember noch einmal ein komplett neues Programm proben müsst?
Schöner: Das sind ja alles hoch qualifizierte Jungs und Mädels, mit denen wir da zusammenspielen, die alle in der Lage sind, von jetzt auf gleich zu improvisieren. Das Ganze hat eher Jam-Session Charakter.
Streifling: Und das ist ja auch gerade das Schöne daran.

Wer wird denn am 20. Dezember mit Euch auf der Bühne stehen? 

Streifling: Wolf Simon wird am Schlagzeug sitzen, Gero Körner ist wieder am Piano. Neu dabei sind diesmal Hermann Heuser an der Akustikgitarre, Lidia Dobrzhynets an der Geige und an der Lap-Steel-Gitarre – einer Gitarre, die man auf die Knie legt – Matthias Keul…
Schöner: Der war früher ja einer der Köpfe von „Piano Has Been Drinking“, ein toller Musiker. So eine große Besetzung hatten wir noch nie dabei.
Streifling: Ja, das gönnen wir uns diesmal. (lacht) Wir machen das Konzert auch für uns, und das Publikum kann ganz nah mit dabei sein.

Das lässt ja eine richtige Session erwarten…
Schöner: Ja, solistisch sind wir wirklich gut aufgestellt.
Streifling: Überhaupt das ganze Klangbild ist bei manchen Nummern echt Country-angehaucht. Wir spielen zum Beispiel „Heard Of Gold“, das klingt fast wie im Original.

Was steht sonst auf der Set-
List?
Schöner: Wir machen natürlich wieder ganz viele Nummern aus der Rock- und Pop-Weltliteratur.
Streifling: Aber es kommen auch immer mehr eigene Songs dazu.

Heißt das, dass Euer Projekt
„Schöner, Streifling & Freunde“, mit dem Ihr ja jetzt seit mehr als zwei Jahren unterwegs seid, auch ein Eigenleben entwickelt?
Schöner: Das ist eine ganz natürliche Entwicklung. Wenn man einmal so ein musikalisches Konzept auf den Weg gebracht hat, dann kommen ganz unwillkürlich auch eigene Songs dazu, die man sonst vielleicht gar nicht geschrieben hätte.

Sind das dann wirklich Songs,
die jetzt neu entstanden sind, also nicht welche, die noch irgendwo in der Schublade schlummerten?
Streifling: Ne, wir sind dieses
Jahr wirklich im Frühjahr nach Spanien gefahren und haben geguckt, was kommen da für Ideen…
Schöner: Und dann haben wir uns Songs von der Seele geschrieben, ohne uns zu limitieren, ohne Schere imKopf.

Welche Schere? 

Schöner: Na ja, ohne immer gleich zu gucken, ist das karnevalskompatibel oder so.
Streifling: Ja, und dann gibt es noch was Besonderes an diesem Abend 20. Dezember in
Bergisch Gladbach. Kann man
das sagen?
Schöner: Ich denke schon… Da wird Arno Steffen von LSE unser Star-Gast sein für drei bis vier Nummern.
Streifling: Natürlich mit „Für et Hätz und jäjen d’r Kopp“ und „Sein lassen“mit „Rallef“.
Mersch: Nicht alles verraten
(grinst).
Streifling: Wir haben noch längst nicht alles verraten.

Gibt’s einen roten Faden abseits vom Karneval?
Schöner: Bei diesem Konzert auf jeden Fall. Grob gesagt, sind das „Friedens-Songs“ – in einer Zeit, in der „Pazifismus“ schon fast ein Schimpfwort ist. Wir wollen da keine Verkündigungsveranstaltung
draus machen…
Streifling: …aber es ist uns einfach wichtig. Gerade jetzt, wo es an allen Ecken und Enden auf der Welt brennt. Wir hoffen, den Leuten davon auch etwas rüberbringen zu können: Wir müssen nicht überall mitmischen in der Welt, wenn es knallt.
Schöner: Gerade wir hier in Deutschland hätten eigentlich in den vergangenen 100 Jahren gelernt haben müssen, dass Gewalt zu nichts führt – außer zu Verwüstung. Im Zusammenspiel mit der Crème de la crème der Musiker entwickelt sich außerdem eine gewisse jazzige Note, die ich sehr spannend finde. Da greift jeder auf seine Roots, seine Wurzeln, zurück.

Da ist also eine ganz neue Band entstanden?
Schöner: Das war in keiner Weise so geplant, aber wir lassen es einfach zu. Aber eine Konkurrenz zu den „Höhnern“ ist das in keinem Fall.
Streifling: Im Gegenteil, die „Höhner“ profitieren auch davon.

Schöner: Das beste Beispiel ist, dass Lidia jetzt bei uns in der „Höhner“ Weihnachtsshow mitspielt.

Ihr seid mit Eurem Schöner-
Streifling-Konzept schon weit
rumgekommen. Warum macht Ihr nun bereits zum dritten Mal in Bergisch Gladbach Station?
Schöner: Na, zweimal ist Tradition, dreimal ist im Rheinland bekanntlich Brauchtum.
Streifling: Ne, ohne Quatsch, das ist schon eine ganz besondere Atmosphäre hier. Der Thomas und sein Team machen aus diesem alten Kirchenraum wirklich etwas ganz Besonderes.
Schöner: Nicht ausgeschlossen, dass wir da auch nochmal hinkommen… (grinst)

DAS KONZERT
„Schöner, Streifling und Freunde“ stehen am Samstag, 20. Dezember, ab 20 Uhr beim „UNGER-UNS“-Konzert auf der Bühne der Alten Kirche (Pfarrsaal) am Lerbacher Weg 2 in Bergisch Gladbach-Heidkamp.
Einlass und Rahmenangebot von „UNGER-UNS“ mit Speisen, Getränken und entspannter Atmosphäre ab 18 Uhr (Einlass).
Karten zum Preis von 39 Euro (Teenies in Begleitung 19 Euro) sind erhältlich in der Theaterkasse des Kaufhof in Köln, bei Zimmermann Fashion in Bergisch Gladbach (neben der Einfahrt zur Löwen-Tiefgarage) und unter sem4u@unger-uns.de.

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Intimes Konzert in GL: (v.l.) Jens Streifling, Lidia Dobrzhynets, Hannes Schöner, „UNGER-UNS“-Organisator ThomasMersch. (Foto:Wagner)

Kölner Stadtanzeiger und Kölnische Rundschau

In der vergangenen Woche haben wir uns im Theater-Café in Bergisch Gladbach zum Frühstück mit Guido Wagner, Chefredakteur der Bergischen Landeszeitung getroffen, um in entspannter Atmosphäre über unser erste »UNGER-UNS tanzbar« zu sprechen.

Den daraus entstandenen Artikel in Rundschau und Stadtanzeiger gibt’s hier zum Nachlesen: »Intimkonzert: Musiker zeigen andere Seiten.«

Musikalische Zeitreise bis in den Konfetti-Regen

Ein Genuss für uns, unsere eigenen Veranstaltungen so detailliert beschrieben praktisch noch einmal selbst zu erleben. Wie beim Lesen heute in Kölnischer Rundschau und der Bergischen Landeszeitung. Chefredakteur Guido Wagner versteht sein Handwerk großartig… 

RHEIN-BERG
Musikalische Zeitreise
bis in den Konfettiregen 

Wolf Simon & Freunde: Auch Purple Schulz überrascht bei Intim-Konzert in Heidkamp

Von GUIDO WAGNER
HEIDKAMP. Lässig lehnt Purple Schulz am Tresen der mit Licht, Mobiliar und Accessoires in einen waschechten Club verwandelten „Alten Kirche“ von Heidkamp: „Wolf, ich fahr zum Mäckes, soll ich dir was mitbringen?“, ruft er dem Schlagzeuger und Bandleader Wolf Simon zu, der ihn gerade von der Bühne aus vorgestellt hat. Das Publikum schmunzelt: Fast wie bei einem Probenbesuch – familiär, authentisch, und alle sind hautnah dabei. „UNGER-UNS“ eben, wie Initiator Thomas Mersch die 2012 gestarteten außergewöhnlichen Konzerte getauft hat. Eric Claptons „Change the world“ passt prima in dieses Ambiente. Die Musiker sind allesamt gute Freunde, die zumeist bereits seit Jahren für Projekte immer wieder gemeinsam auf der Bühne stehen; an diesem Abend spielen sie, was sie geprägt hat. Songs von Kollegen und aus der eigenen Feder. Kurz: Ihre Lieblingsstücke.
„Es wird ein langer Abend, das kann ich euch sagen“, verspricht der Kölner Musiker Purple Schulz vor dem ersten Lied, das er sich ausgesucht hat: „Wetterprophet“ von Stephan Stoppok. Die Musiker haben dieselbe Wellenlänge – das ist sofort zu spüren: ein intensives Erlebnis auch für die Zuhörer. Purple Schulz stimmt ein Lied an, auf das ihn sein Vater gebracht habe: „Als er sich von uns verabschiedet hat – lange vor seinem Tod.“ Es geht um das langsame Vergessen der eigenen Vergangenheit, der eigenen Identität – Demenz. Auf der Leinwand über der Bühne ist ein Video zu sehen, das Schulz’ Sohn gedreht hat: Purple Schulz spielt darin seinen eigenen Vater. Nicht der einzige Gänsehaut-Moment an diesem Abend. Das Programm von Wolf Simon, Klaus Spangenberg (Gitarre), Marius Goldhammer (Bass), Christian Frentzen (Tasten), Purple Schulz und Sängerin Regy Clasen ist so vielseitig wie das Leben. Nicht nur im Duett mit Purple Schulz überzeugt die Soulsängerin und Songwriterin Clasen, auch ihre eigenen Songs wie „Und wenn das alles ist“ gehen unter die Haut, musikalisch wie textlich. Die gebürtige Hamburgerin erzählt davon, wie ihr die Songs von Seal in einer schwierigen Zeit Kraft gegeben haben, wie sie dem Briten nach einem Konzert ihr eigenes Album gegeben hat. „Kiss from a rose“ ist ihr Tribut an ihn.
Auch für Gitarrist Klaus Spangenberg, der aus Bergisch Gladbach stammt, ist der Auftritt in Heidkamp eine Begegnung mit der eigenen Vergangenheit: Er erinnere sich an einen „Flegel“, der damals fast aus dem Konfirmationsunterricht geflogen wäre. „Eben habe ich ihn wieder getroffen – auf einem Wahlplakat.“ Wolf Simon erzählt, wie er – damals noch Drummer von Klaus Lage – Purple Schulz in der Kantine der EMI Electrola kennenlernte. Jetzt singt der musikalische Weggefährte „She“ von Charles Aznavour – für seine Frau, die genauso im Publikum sitzt wie der Mann von Regy Clasen, der an diesem Tag Geburtstag hat. Zahlreiche Helfer und Unterstützer haben „UNGER-UNS“ längst zum Lebensgefühl gemacht: Am „Büdchen“ gibt’s dazu die passenden Accessoires, vom Schal bis zum Schlüsselanhänger. Die Künstler auf der Bühne schlüpfen voller Spielfreude in alle möglichen Rollen. Regy Clasen interpretiert Grönemeyers „Bleibt alles anders“ wie Michael Jacksons „BlackorWhite“. Und Purple  Schulz erscheint plötzlich mit Pappnase und Luftschlangen, überschüttet sich selbst mit Konfetti und singt  grinsend „Wegen dem Brauchtum“. Stilreich entsteht so ein dichtes Flechtwerk, das zu den Wurzeln der Musiker führt. Nicht umsonst gibt’s zum Schluss den Beatles-Song „Help“ – auch wenn die „Zugabe“-Rufe der Zuhörer die sechs da noch lange nicht von der Bühne lassen werden…

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Überaschend anders: Purple Schulz im Konfettiregen (o.), die nicht wiederzuerkennende „AlteKirche“ (u.).

Im Duett: RegyClasen und Purple Schulz. (Fotos:Wagner)

Purple Schulz bei UNGER-UNS

Aus der heutigen Ausgabe des Kölner Stadt-Anzeiger

Purple Schulz bei Intim-Konzert in GL

HEIDKAMP. Der Kölner Musiker und Songschreiber Purple Schulz (Foto) ist mit von der Partie,wenn am kommenden Montag und Dienstag „Wolf Simon & Freunde“ in der „Alten Kirche Heidkamp“ (Pfarrsaal) bei einem ganz intimen Konzert auf der Bühne stehen „UNGER-UNS“ heißt das Konzept der Konzert-Reihe, für die die „Alte Kirche“ am LerbacherWeg 2 nicht nur optisch in einen stimmungsvollen Club verwandelt wird, sondern die Künstler auch ein ganz ungewohntes Repertoire zeigen: ihre Lieblingssongs aus der eigenen Feder und von Kollegen. Neben Purple Schulz stehen neben Schlagzeuger Wolf Simon, der jüngst erst mit Howard Carpendale durch Europa tourte, Sängerin Regy Clasen, Gitarrist Klaus Spangenberg und Bassist Marius Goldhammer auf der Bühne. „Alles Menschen, die sich nahe sind – das wird man auch hören“,sagt Simon. Die Konzerte beginnen am 12. und 13. Mai jeweils um 20 Uhr (Einlass: 18 Uhr). Karten zu 39 Euro gibt’s nach E-Mail an sem4u@unger-uns.de oder in der Theaterkasse im Kaufhof an der Hohe Straße in Köln. Weitere Infos: www.unger-uns.de.

(wg/Foto: Schulz)

Von der Carpendale Tour nach Gladbach

In der heutigen Ausgabe der Kölnischen Rundschau und der Bergischen Landeszeitung hat Guido Wagner einen ausführlichen Vorbericht zu unserem UNGER-UNS Konzert »Ich will raus!« geschrieben. Verabredet hatten wir uns dazu vor dem Soundcheck des Howard Carpendale Konzertes in der Lanxess Arena. 

„Die große Klammer ist der Groove“ | Von der Carpendale-Tour nach Gladbach: Wolf Simon & Freunde planen „UNGER-UNS“-Konzert

Zurzeit tourt er mit Howard
Carpendale durch Deutschland, am 12. und 13.Mai aber will Schlagzeuger Wolf Simon mit besonderen Freunden zwei Konzerte in außergewöhnlichem Rahmen geben – in der „Alten Kirche Heidkamp“, wo der Refrather Thomas Mersch 2012 die weithin beachtete „UNGER-UNS“-Konzertreihe initiiert hat. Vor dem Carpendale-Konzert in Kölns Lanxess Arena sprach Guido Wagner mit Wolf Simon.

In einem CD-Laden glaubt man gar nicht, wo man Wolf Simon überall findet: Von Klaus Lage bis zum Kinderhörspiel „Ritter Rost“, von der Hippiband „Bröselmaschine“ über „Geier Sturzflug“ bis zu T.M. Stevens, du warst Bandleader bei „Tic Tac Toe“ und tourst aktuell mit Howard Carpendale. Wo bist du selbst musikalisch zu Hause?

Die große Klammer ist Groove. Jemand wie Howard braucht genauso einen fetten Groove wie der Jazzmusiker Albert Mangelsdorff oder irgendwelche Metal Acts. Okay, das eine ist vielleicht härter und das andere frickeliger – aber es ist alles Groove. Dadurch kann ich in vielen Stils etwas machen.

Wo liegen die eigenen Wurzeln?
Oh, das ist schwer . . .

Wenn ich’ s richtig nachgelesen habe, fing es mal an mit einer Rockband auf einem Essener Schulhof – in der Raucherecke, weil die Aula für die Jazz-Band reserviert war . . .

(grinst) . . . ja, stimmt. Wir hatten unsere Band „Destroyer“ getauft, da schien es den Organisatoren wohl sicherer, uns nicht in die Aula zu lassen… 
Tatsächlich liegen meine Roots in der Rockmusik bei Deep Purple, Led Zeppelin. Aber: Das ist schon richtig lange her. Was mir emotional am nächsten liegt, ist mittlerweile vor allem schwarze Musik, ich habe ja lange in New York gearbeitet. Das soll jetzt aber keine Abstufung sein. In allen Kontexten, in denen ich mit Menschen spiele, die musikalisch etwas zu bieten haben, bin ich gerne.

Wie lässt sich die Stilrichtung wechseln? Wenn du wie jetzt mit Howard Carpendale auf Tour bist, hörst du dann schon morgens unter der Dusche, unterwegs im Auto und beim Joggen nur noch Howie-Songs?

Das könnte man machen – ist aber bei mir nicht so. Es gibt natürlich die Tourvorbereitung, da muss man sich ein bisschen reinhören. Ich schaff mir die Songs drauf, indem ich sie mir ziemlich penibel notiere, und wenn ich sie dann zwei-, dreimal gespielt habe, kann ich sie auswendig. Jetzt auf Tour habe ich tagsüber gar nichts damit zu tun. Aber abends die halbe Stunde vor der Show, da sind wir, alle elf Musiker, in der Garderobe, haben Spaß miteinander, da geht es in den Howard-Mode rein.

Was macht den aus?

Das hat weniger was mit Howard zu tun, sondern mehr mit der Show und dem Team. Wenn wir zusammenhängen, dann jagt ein Spruch den nächsten, wir sind echt gute Freunde. Das ist ein großes Geschenk in der Branche. Hier in der Köln-Arena habe ich auch schon mit den unterschiedlichsten anderen Acts gespielt, allein mit den Höhnern mindestens 20mal. Da ist das Publikum komplett anders. Für dich als Musiker ist es nur wichtig, dass du das, was du da oben machst, hier runterbringst – ob die Zuhörer nun stehen, sitzen oder liegen… du musst es irgendwie über die Rampe kriegen.

Und da ist es egal, ob Metal oder Schlager?

Ich mach da keine Unterscheidung. Wir spielen ja auch hier überhaupt nicht mit irgendeiner Schlager-Attitüde. Das ist eher so etwas Maffay Style. So wie wir das richtig finden – und Howard findet das auch klasse. Der möchte auch einfach ne fette Band haben.

Was lockt einen Musiker nach einer Tour durch Hallen mit Tausenden Zuhörern in die als Veranstaltungsraum genutzte frühere Kirche von Heidkamp?

Das Konzept von „UNGER-UNS“. Wenn ich hier in so einer Halle spiele, was ich sehr gerne mache, dann ist das doch ziemlich entkoppelt. Ich mit meinen Club-Wurzeln habe es aber schon sehr gerne, wenn die Leute hier stehen (streckt einen Arm aus). Wenn alles, was du tust, direkt ankommt, und nicht erst durch eine große PA und große Gesten transportiert werden muss. „UNGER-UNS“ sind Konzerte, bei denen du sagst: Ah, deswegen hab ich’s mal angefangen.

In Heidkamp treten unter dem Titel „Ich will raus!“ laut Ankündigung „Wolf Simon &
Freunde“ auf. Wie setzten sich die Freunde zusammen?

Purple Schulz ist dabei, mit dem ich zehn Jahre getourt und Alben gemacht habe. Wir kennen uns seit 1987 und sind wirklich Freunde. Mit Gitarrist Klaus Spangenberg und Bassist Marius Goldhammer mache ich auch sehr viel zusammen. Sängerin Regy Clasen habe ich erst vor einem Monat kennengelernt, durch Purple, der schon ewig mit ihr befreundet ist. Alle sind auf jeden Fall Menschen, die sich nahe sind – das wird man auch hören.

Und was bringen diese Freunde zusammen auf die Bühne?

Die Set-List stellen wir gerade noch zusammen, und die wird natürlich vorher auch nicht verraten (grinst). Jeder wird sich einbringen. Im Laufe der 34 Jahre, die ich jetzt auf der Bühne stehe, habe ich auch eine Reihe Projekte selbst auf die Bühne gebracht. Es kommt darauf an, ein Team zusammenzustellen, das so zusammenspielt, dass es leicht klingt, fast ein bisschen gejamt. Und trotzdem spielst du die Songs, eigene und Songs von anderen – und zwar amtlich. Und wenn was schief geht? Dann ist das die Sahnehaube – wie  vergangenen September mit Klaus Lage, als wir einen Song abgebrochen und neu angefangen haben. Da reden die Leute jetzt noch von, das macht so ein unglaublich nahes Konzert aus.

KONZERTKARTEN
Karten für die Konzerte von Wolf Simon & Freunde (u.a. mit Purple Schulz, Regy Clasen, Klaus Spangenberg und Marius Goldhammer) am 12. und 13. Mai 2014, jeweils um 20 Uhr (Einlass: 18 Uhr) in der „Alten Kirche Heidkamp“ (Pfarrsaal) am Lerbacher Weg 2 sind zum Preis von 39 Euro erhältlich per E-Mail an sem4u@unger-uns.de.

Weitere Infos: www.unger-uns.de

FOTO-UNTERSCHRIFTEN IM ARTIKEL:

der Mann unterm Mond: Manchmal ist Schlagzeuger Wolf Simon bei den Gigs von Howard Carpendale (linksMitte) auch in Großaufnahme zu sehen (l.o.). Mit dem Refrather Thomas Mersch (l.u.) plant er nun ein „Unger uns“-Konzert in BergischGladbach-Heidkamp. (Fotos:Wagner)

Musik, die unter die Haut geht

Guido Wagner, Chefredakteur der Bergischen Landeszeitung fasst unser nunmehr fünftes UNGER-UNS Konzert zusammen. Danke dafür von unserer Seite.

RHEIN-BERG
Musik, die unter die Haut geht

Schöner, Streifling und Freunde faszinieren mit intimem Konzerterlebnis

Von GUIDO WAGNER

HEIDKAMP. „Du bist vom selben Stern… wie ich“, klingt es aus der früheren Kirche am Lerbacher Weg. Nein, das sind nicht „Ich + Ich“, die da im Heidkamper Kultursaal auf der Bühne stehen, sondern zwei Musiker der Höhner mit hochkarätiger Verstärkung, die untereinander und mit ihrem Publikum vor allem eins verbindet: der Spaß am Musikmachen – wie am Lagerfeuer. Unverstellt, ohne großen Schnick-schnack und gerade heraus.

So hatten es Hannes Schöner und Jens Streifling schon im BLZ-Interview angekündigt und damit – was ihre Spielfreude anging – keineswegs untertrieben. In punkto Ambiente aber gleichwohl: Der solide Kultursaal war kaum wiederzuerkennen und keinesfalls von schlichter Lagerfeueratmosphäre, sondern eindrucksvoll mit Licht inszeniert, dekoriert und mit einer Bühnentechnik ausgestattet, die jeden der 200 Besucher hautnah dabei sein ließ.
Gleich zweimal füllten „Schöner, Streifling und Freunde“ diese Woche die Heidkamper Kulturstätte, die schon am Eingang mit einer charmanten Begegnung von Reibekuchen und rotem Teppich aufwartete. Letzteren haben die Initiatoren freilich für die Gäste ausgerollt. Denn die stehen beim von Thomas Mersch zusammen mit Streifling und Schöner initiierten In-Konzerte-Projekt „UNGER-UNS“ auf Augenhöhe mit den Musikern.

„Harte Zeiten“ ist einer der ersten Titel – eigentlich für die Höhner geschrieben, aber dort nicht auf Begeisterung gestoßen. Hier zeigen Bassist Schöner und Multiinstrumentalist Streifling an der zwölfsaitigen Akustikgitarre, was dennoch drinsteckt in dem Song, wechseln im Nachspiel elegant über ein Lick in den Beatles Song „Norwegian Wood“ – wie am Lagerfeuer eben.
Damit die Musikfreunde vis-à-vis mitsingen können, werden die Texte über der Bühne eingeblendet. Ob Dylans „It’s all over now, Baby blue“, Lindenbergs „Cello“ oder Leonhard Cohens „Halleluja“ – immer wieder wächst die Band auf der Bühne um einen vielstimmigen Chor in den Stuhlreihen und an den Stehtischen an. Dabei interpretieren Schöner und Streifling mit ihren kongenialen Begleitern Wolf Simon (Schlagzeug), Gero Körner (Tasten) und Hermann Heuser (Akustikgitarre) jeden Song neu, loten von Rock bis Blues eine große stilistische Bandbreite aus – und wissen immer wieder zu überraschen. Nur ja keine falschen Erwartungen erfüllen: Das gilt auch für den Anfang von „Hey Kölle“, der unvermittelt in „Hey Jude“ von den Beatles mündet.

Fortsetzung für den Frühling geplant

Streifling zeigt sich an Gitarre und Blues Harp ebenso zu Hause wie an der Mandoline oder seinen Saxofonen. Und: Er gibt wie sein Höhner Kollege Einblicke in sein Leben. Etwa mit dem Lied „Als ich fortging“: „Das war der Soundtrack für die Zeit, als ich vor 25 Jahren aus der DDR ausgereist bin – kurz vor der Wende.“ Unwillkürlich ein Gänsehaut-Garant.

Bereits fürs nächste Frühjahr planen Thomas Mersch und die zahlreichen Unterstützer, die das Erlebnis „UNGER-UNS“ von der Technik bis zum Catering erst ermöglichen, eine Fortsetzung. Für das Publikum ein Trost beim Abschied – am Ende eines Abends, der unter die Haut ging.

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„Unger uns“: Hannes Schöner (l.) und Jens Streifling (3.v.l.) Auge in Auge mit dem Publikum, verstärkt
von (v.l.) Gero Körner, Hermann Heuser und Wolf Simon. (Foto: Wagner)

UNGER-UNS in der Presse

Die Kölnische Rundschau respektive die Bergische Landeszeitung hat heute ein Gespräch im Vorfeld der nächsten Konzerte UNGER-UNS veröffentlicht. Wir freuen uns riesig…

„Songs wie am Lagerfeuer“
Wie zwei „Höhner“ und ein Manager einen Geheimtipp aus der Taufe gehoben haben

Ein für ihre Verhältnisse winziger Saal, ein ganz direkter Kontakt zum Publikum und auf dem Set ausschließlich Songs, die ihnen selbst Spaß machen – die Musiker Jens Streifling und Hannes Schöner von den Höhnern und der Marketingmanager Thomas Mersch (s.e.m.4u) haben mitten in Bergisch Gladbach ein außergewöhnlich intimes Geheim-Konzert-Format entwickelt, das bereits Künstler wie Klaus Lage und Publikum aus ganz Deutschland sowie aus dem benachbarten Ausland in die alte Heidkamper Kirche (Kultursaal) gelockt hat. Unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit, gab’s die Karten bislang ausschließlich durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Vor den nächsten Konzerten in der kommenden Woche hat Guido Wagner mit den Initiatoren des Projekts „Unger uns“ gesprochen.

Was reizt Musiker, die in ganz Deutschland vor ausverkauften Hallen und Arenen mit zigtausend Zuschauern spielen, vor 200 Gästen in einem bestuhlten Pfarrsaal aufzutreten?
Schöner:
Da sitzen Leute, die wie wir einfach Interesse an Musik haben. Bei „Unger uns“ können wir Dinge ausprobieren, die mit den Höhnern so nicht machbar wären. Wenn wir Klassiker von Bob Dylan bis zu den Beatles in unserer Interpretation spielen, dann ist das wie eine Session in einer Kneipe. Für uns ist das so was wie ein Ausgleichssport zu den großen Touren.

Also nicht die „Höhner“ in kleiner Besetzung?
Streifling: Nein, etwas komplett anderes. Wir bringen unsere Lieblings-Songs auf die Bühne, die wir aber nicht eins zu eins covern, sondern sagen: Lass und unsere eigene Version davon machen, akustisch, unplugged.
Schöner: Wir beide einfach feiern einfach gerne und greifen auf diesen Feiern abends häufig noch zur Gitarre, um dann all das zu singen, was man so üblicherweise am Lagerfeuer singt. Das Konzept von Schöner/Streifling ist im Prinzip eine Verfeinerung von Lagerfeuer-Musik.

Wie ist die Idee zu dem Konzept von „Unger uns“ entstanden?
Mersch:
Irgendwann mal spontan bei einem Bier mit Jens. Wir sind uns schon vorher mal zufällig an einer Bar begegnet, da war er noch bei BAP. Und als wir uns dann Jahre später wiedertrafen, konnte er sich noch genau an die Situation erinnern. Ich komme ja eigentlich gar nicht aus der Musikbranche, aber bei dieser Idee waren wir einfach alle drei auf einer Wellenlänge. Das ist eine Herzblut-Geschichte. Wir wollten etwas Besonderes daraus machen. So klein, das man aus der letzten Reihe noch die Instrumente stimmen kann . . .

Warum ausgerechnet mitten in Bergisch Gladbach im Heidkamper Kultursaal?
Mersch:
Es gibt nicht viele Säle wie diesen, außerdem wohne ich in Refrath und Martin Großbach, der den Pfarrsaal betreut, hat sich auch sehr engagiert.

Was verbindet die Macher dieses intimen musikalischen Events?
Mersch:
Eigentlich haben wir uns schon seit Kindertagen gekannt (lacht). Hannes hat mir früher schon die Milchflasche gegeben, denn seine Schwester Wilma war unsere Nachbarin. Und über den Jens haben wir uns dann wieder getroffen, viel später.

Schöner: Wir haben auch einfach denselben Musikgeschmack und Lust, was Neues auszuprobieren. Jens und ich sind zum Beispiel neulich an einem Off-Tag der Tour mit der Höhner-Roncalli-Show in Kassel nicht wie die Kollegen zurück nach Köln gefahren, sondern dort in ein Konzert gegangen: Da trat der Liedermacher Philipp Poisel auf, ein junger Typ, von dem zumindest ich vorher noch nix gehört hatte. Und dann hat dieser Mensch mit seinen Liedern Zehntausende in einem Stadion mitgerissen. Wir waren uns direkt einig: So muss man das machen.
Streifling: Auf Deutsch würde man sagen: Hosen runter – man bekennt sich zu seinen Themen. Solche Lieder haben wir auch für die Konzerte nächste Woche in Heidkamp ausgewählt, ob das nun Stoppok ist oder Poisel. Das sind Songs, die uns bewegen, und die wir versuchen zu interpretieren.

Das heißt, man lernt auch die Menschen hinter der Musik kennen . . .
Schöner:
Auf jeden Fall. Wir haben ja auch ganz unterschiedliche Vergangenheiten. Jens kommt ja aus der ehemaligen DDR. Und die Liederkultur im Osten war natürlich sehr speziell, sehr eigen.

Inwiefern?
Streifling:
Texte mussten immer so geschrieben werden, dass sie abgenommen wurden, aber trotzdem die Message zwischen den Zeilen hatten. Das war die große Herausforderung für die Liedermacher.

Schöner: Wie wir heute wissen, hat uns diese Liedermachertradition sehr nachhaltig beeinflusst, wenn man zum Beispiel an Clueso denkt, um nur ein Beispiel zu nennen. Weil die ne ganze Strecke lang nicht die Chance, englischsprachige Titel auf die Bühne zu bringen, ist in der DDR eine sehr vielfältige Liederkultur in deutscher Sprache entstanden, die wir hier im Westen gar nicht so entwickelt haben.

Und was lernt man von dem Musiker mit West-Biographie?
Schöner:
(Grinst) Auch bei mir gibt es ein Leben vor den Höhnern, angefangen von verschiedenen Jazz-Rock-Bands in den 70er Jahren, dann habe ich Anfang der 80er Jahre Pop-Schlager gesungen, Mitte der 80er in einem Projekt mit einem Partner Disco-Musik gemacht, und ich habe immer schon Songs für andere geschrieben – für die Lords, aber auch für Schlagersänger. Jens ist jetzt seit zehn Jahren bei den Höhnern, und wir haben uns da gesucht und gefunden: Wir fühlen uns beide handgemachter Musik sehr zugeneigt, akustischer Musik. Deshalb verzichten wir auch bei Schöner/Streifling auf E-Gitarren und machen ein akustisches Set – mit brillanten Begleitmusikern. Wir sind sehr froh, da mit Wolf Simon und Gero Körner zusammenspielen zu können.

Wird das Ihr zweites Standbein neben den Höhnern?
Schöner:
Überhaupt nicht. Das ist keine Konkurrenz. Die Höhner sind unsere berufliche Priorität. Das hier machen wir in unserer Freizeit. Mit den Höhnern spielen wir im Karneval 13 Mal in der Köln-Arena. Das ist ein gigantisches Publikum. Aber die Musik und der Rahmen, in dem wir uns da darstellen, ist natürlich formatiert und damit irgendwo auch limitiert. In dem kleinen, intimen Rahmen wie in Bergisch Gladbach kann man auch ganz andere Sachen auspacken. Wir nehmen auch Nummern aus dem Jazz-Rock-Bereich und improvisieren die aus. Es gibt da auch ein Schlagzeug-Solo, ja sogar auch ein Bass-Solo. Musikalische Spielchen, die in ein straightes Konzertgeschäft nicht reinpassen, die aber auch auf die Arbeit bei den Höhnern zurückwirken . . . 

Streifling: Wenn wir zum Beispiel so einen Udo-Lindenberg-Song spielen, da kommen einem neue textliche Ideen, neue musikalische. Wir bleiben da auch als Höhner nie stehen.

Mit den „Höhnern“ nehmen Sie gerade ein neues Album auf. Gibt es beim „Unger uns“-Konzert in Bergisch Gladbach auch eigene Schöner-Streifling-Songs zu hören?
Streifling:
Ja, es gibt einige, die wir zusammen geschrieben haben und die es nicht auf eine Höhner-Platte geschafft haben, die uns aber einfach am Herzen liegen.

Schöner: Das ist bunt gemischt. Von Bob Dylan bis zum Lied „Unsere LPF hat hundert Gänse“. DDR-Vergangenheit, die wir in neuem Gewand bringen. Und im Set kommen dann auch Höhner-Nummern vor. Ebenso eine Mitsing-Abteilung – eben wie am Lagerfeuer.
Mersch: . . . und geht dann bis zu aktuellen Charts.
Schöner: Na, wenn sie sich als Mitsing-Song anbieten . . .

Gab es etwas, das Sie bei den vergangenen Konzerten des Projekts besonders beeindruckt hat?
Mersch:
Jens hat letztes Jahr ein Stück gespielt, das beschreibt, wie er die DDR verlassen hat. Da war es in dieser ehemaligen Kirche mucksmäuschenstill. Und Klaus Klage hat bei seinem Konzert im September plötzlich im letzten Stück lachen müssen, aufgehört und noch mal mittendrin neu angefangen, weil etwas nicht gepasst hatte. Im Prinzip war der „Fehler“ das Highlight des Abends, weil die Leute einfach gemerkt haben: Die wollen hier was machen. Wir machen das alle, weil wir Lust darauf haben.

INFOKASTEN:

Karten für die nächsten Konzerte

Karten für die beiden nächsten „Unger uns“-Konzerte mit Hannes Schöner, Jens Streifling und Freunden am Montag, 16. Dezember, und Dienstag, 17. Dezember, jeweils um 20 Uhr (Einlass: 18 Uhr) im Heidkamper Kultursaal am Lerbacher Weg 2 sind zum Preis von 39 Euro per E-Mail unter sem4u@unger-uns.de oder via Facebook www.facebook.com/sem4u.koeln erhältlich. Weitere Infos im Internet unter: www.unger-uns.de

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