Von der Carpendale Tour nach Gladbach

In der heutigen Ausgabe der Kölnischen Rundschau und der Bergischen Landeszeitung hat Guido Wagner einen ausführlichen Vorbericht zu unserem UNGER-UNS Konzert »Ich will raus!« geschrieben. Verabredet hatten wir uns dazu vor dem Soundcheck des Howard Carpendale Konzertes in der Lanxess Arena. 

„Die große Klammer ist der Groove“ | Von der Carpendale-Tour nach Gladbach: Wolf Simon & Freunde planen „UNGER-UNS“-Konzert

Zurzeit tourt er mit Howard
Carpendale durch Deutschland, am 12. und 13.Mai aber will Schlagzeuger Wolf Simon mit besonderen Freunden zwei Konzerte in außergewöhnlichem Rahmen geben – in der „Alten Kirche Heidkamp“, wo der Refrather Thomas Mersch 2012 die weithin beachtete „UNGER-UNS“-Konzertreihe initiiert hat. Vor dem Carpendale-Konzert in Kölns Lanxess Arena sprach Guido Wagner mit Wolf Simon.

In einem CD-Laden glaubt man gar nicht, wo man Wolf Simon überall findet: Von Klaus Lage bis zum Kinderhörspiel „Ritter Rost“, von der Hippiband „Bröselmaschine“ über „Geier Sturzflug“ bis zu T.M. Stevens, du warst Bandleader bei „Tic Tac Toe“ und tourst aktuell mit Howard Carpendale. Wo bist du selbst musikalisch zu Hause?

Die große Klammer ist Groove. Jemand wie Howard braucht genauso einen fetten Groove wie der Jazzmusiker Albert Mangelsdorff oder irgendwelche Metal Acts. Okay, das eine ist vielleicht härter und das andere frickeliger – aber es ist alles Groove. Dadurch kann ich in vielen Stils etwas machen.

Wo liegen die eigenen Wurzeln?
Oh, das ist schwer . . .

Wenn ich’ s richtig nachgelesen habe, fing es mal an mit einer Rockband auf einem Essener Schulhof – in der Raucherecke, weil die Aula für die Jazz-Band reserviert war . . .

(grinst) . . . ja, stimmt. Wir hatten unsere Band „Destroyer“ getauft, da schien es den Organisatoren wohl sicherer, uns nicht in die Aula zu lassen… 
Tatsächlich liegen meine Roots in der Rockmusik bei Deep Purple, Led Zeppelin. Aber: Das ist schon richtig lange her. Was mir emotional am nächsten liegt, ist mittlerweile vor allem schwarze Musik, ich habe ja lange in New York gearbeitet. Das soll jetzt aber keine Abstufung sein. In allen Kontexten, in denen ich mit Menschen spiele, die musikalisch etwas zu bieten haben, bin ich gerne.

Wie lässt sich die Stilrichtung wechseln? Wenn du wie jetzt mit Howard Carpendale auf Tour bist, hörst du dann schon morgens unter der Dusche, unterwegs im Auto und beim Joggen nur noch Howie-Songs?

Das könnte man machen – ist aber bei mir nicht so. Es gibt natürlich die Tourvorbereitung, da muss man sich ein bisschen reinhören. Ich schaff mir die Songs drauf, indem ich sie mir ziemlich penibel notiere, und wenn ich sie dann zwei-, dreimal gespielt habe, kann ich sie auswendig. Jetzt auf Tour habe ich tagsüber gar nichts damit zu tun. Aber abends die halbe Stunde vor der Show, da sind wir, alle elf Musiker, in der Garderobe, haben Spaß miteinander, da geht es in den Howard-Mode rein.

Was macht den aus?

Das hat weniger was mit Howard zu tun, sondern mehr mit der Show und dem Team. Wenn wir zusammenhängen, dann jagt ein Spruch den nächsten, wir sind echt gute Freunde. Das ist ein großes Geschenk in der Branche. Hier in der Köln-Arena habe ich auch schon mit den unterschiedlichsten anderen Acts gespielt, allein mit den Höhnern mindestens 20mal. Da ist das Publikum komplett anders. Für dich als Musiker ist es nur wichtig, dass du das, was du da oben machst, hier runterbringst – ob die Zuhörer nun stehen, sitzen oder liegen… du musst es irgendwie über die Rampe kriegen.

Und da ist es egal, ob Metal oder Schlager?

Ich mach da keine Unterscheidung. Wir spielen ja auch hier überhaupt nicht mit irgendeiner Schlager-Attitüde. Das ist eher so etwas Maffay Style. So wie wir das richtig finden – und Howard findet das auch klasse. Der möchte auch einfach ne fette Band haben.

Was lockt einen Musiker nach einer Tour durch Hallen mit Tausenden Zuhörern in die als Veranstaltungsraum genutzte frühere Kirche von Heidkamp?

Das Konzept von „UNGER-UNS“. Wenn ich hier in so einer Halle spiele, was ich sehr gerne mache, dann ist das doch ziemlich entkoppelt. Ich mit meinen Club-Wurzeln habe es aber schon sehr gerne, wenn die Leute hier stehen (streckt einen Arm aus). Wenn alles, was du tust, direkt ankommt, und nicht erst durch eine große PA und große Gesten transportiert werden muss. „UNGER-UNS“ sind Konzerte, bei denen du sagst: Ah, deswegen hab ich’s mal angefangen.

In Heidkamp treten unter dem Titel „Ich will raus!“ laut Ankündigung „Wolf Simon &
Freunde“ auf. Wie setzten sich die Freunde zusammen?

Purple Schulz ist dabei, mit dem ich zehn Jahre getourt und Alben gemacht habe. Wir kennen uns seit 1987 und sind wirklich Freunde. Mit Gitarrist Klaus Spangenberg und Bassist Marius Goldhammer mache ich auch sehr viel zusammen. Sängerin Regy Clasen habe ich erst vor einem Monat kennengelernt, durch Purple, der schon ewig mit ihr befreundet ist. Alle sind auf jeden Fall Menschen, die sich nahe sind – das wird man auch hören.

Und was bringen diese Freunde zusammen auf die Bühne?

Die Set-List stellen wir gerade noch zusammen, und die wird natürlich vorher auch nicht verraten (grinst). Jeder wird sich einbringen. Im Laufe der 34 Jahre, die ich jetzt auf der Bühne stehe, habe ich auch eine Reihe Projekte selbst auf die Bühne gebracht. Es kommt darauf an, ein Team zusammenzustellen, das so zusammenspielt, dass es leicht klingt, fast ein bisschen gejamt. Und trotzdem spielst du die Songs, eigene und Songs von anderen – und zwar amtlich. Und wenn was schief geht? Dann ist das die Sahnehaube – wie  vergangenen September mit Klaus Lage, als wir einen Song abgebrochen und neu angefangen haben. Da reden die Leute jetzt noch von, das macht so ein unglaublich nahes Konzert aus.

KONZERTKARTEN
Karten für die Konzerte von Wolf Simon & Freunde (u.a. mit Purple Schulz, Regy Clasen, Klaus Spangenberg und Marius Goldhammer) am 12. und 13. Mai 2014, jeweils um 20 Uhr (Einlass: 18 Uhr) in der „Alten Kirche Heidkamp“ (Pfarrsaal) am Lerbacher Weg 2 sind zum Preis von 39 Euro erhältlich per E-Mail an sem4u@unger-uns.de.

Weitere Infos: www.unger-uns.de

FOTO-UNTERSCHRIFTEN IM ARTIKEL:

der Mann unterm Mond: Manchmal ist Schlagzeuger Wolf Simon bei den Gigs von Howard Carpendale (linksMitte) auch in Großaufnahme zu sehen (l.o.). Mit dem Refrather Thomas Mersch (l.u.) plant er nun ein „Unger uns“-Konzert in BergischGladbach-Heidkamp. (Fotos:Wagner)